LBE Logo altDie Uferbahn

Am linken Traveufer wurde um 1900 Technikgeschichte geschrieben, von der man heute noch im kleinen Museum in Herrenwyk Erinnerungen sehen kann.

Als der Staat Lübeck, unter dem Einfluss des Baudirektors Peter Rehder, Gelände am linken Traveufer im Bereich von Siems und Herrenwyk zu kaufen begann, stand dahinter die Idee, in diesem neuen Bereich Industrie anzusiedeln. Aber auch auf dem privaten Gelände in Dänischburg begann die Ansiedlung.

Die Ansiedlung der "Lübecker Schwefelsäure- und Superphosphatfabrik" 1900 in Dänischburg durch den Lübecker Industrieverein beschleunigte die industrielle Entwicklung in Dänischburg. Nach dem ersten Weltkrieg fusioniert das Unternehmen mit einer anderen Firma der Branche und trug deren Namen Guano-Werke.

Das erste Unternehmen, das sich im neuen Industriegebiet ansiedelte, war die am 07.11.1905 gegründete „Lübecker Hochofen AG“. Zur Versorgung dieses Werkes baute der Staat Lübeck auf eigene Kosten eine 4,5 km lange Anschlussbahn von Dänischburg nach Herrenwyk. Diese Anschlussbahn wurde unter dem Namen „Uferbahn“ bekannt. Von Anfang an, wurde die Betriebsführung dieser Strecke der LBE übertragen.

Weitere Unternehmen begannen sich anzusiedeln. 1906 war Baubeginn für die "Steingutfabrik Villeroy & Boch" in Dänischburg, die genau genommen nicht an der Uferbahn lag. 1907 wurde dann der Vertrag zwischen dem Staat Lübeck, dem Gutsbesitzer Heinrich Friedrich Wilhelm Eggers und der Direktion der LBE geschlossen.

Wer heute dieses Gebiet aufsucht, findet nur noch Reste der ehemals ausgedehnten Gleisanlagen. Der Beginn der alten “Uferbahn“ im Gebiet des Bahnhofes „Dänischburg“ ist in weiten Teilen inzwischen zugewachsen.

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Es gibt sie jedoch, die Uferbahn, wie der Gleisplan zeigt.

Gleisplan uferbahn

Heute ist von den damals angesiedelten Industriebetrieben wenig oder gar nichts mehr zu sehen. Das 1910/1911 gebaute Kohlekraftwerk der "Nordwestdeutschen Kraftwerke AG" (NWK) ist abgerissen, im Gesträuch in Dänischburg findet man an einem Zaun noch einen entsprechenden Hinweis auf den früheren Eigner des Geländes (NWK). Die 1917 angesiedelte "Fa. Brückenbau Flender" in Siems - 1926 umbenannt in "Lübecker Flenderwerft" gibt es nicht mehr.

1942 entstand ein weiteres Kraftwerk der NWK, das das Gichtgas aus den Hochöfen der "Metallhütte Lübeck AG" (früher Hochofenwerk) in Strom umwandelte. Das Gleisnetz des Hochofenwerkes umfasste in den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts etwas 17 km. In der Zeitschrift "Armierter Beton" Heft 9 vom September 1916 fand ich auf S. 210 einen Gleisplan des Hochofenwerkes. Der Vollständigkeit halber kann hier auch Heft 10 gelesen werden, das den letzten Teil des Aufsatzes "Die Ufermauer vom Hochofenwerk" enthält.

Vom Eisenbahnfreund Torsten Rux erhielt ich Unterlagen der früher in Dänischburg ansässigen Firma "Villeroy & Boch" aus der LBE-Zeit des Unternehmens. Diese mögen ein wenig den historischen Hintergrund der "Uferbahn" darstellen, gleichzeitig sind sie auch Dokumente aus der LBE-Geschichte.

Das Werkgelände von "Villeroy & Boch" hatte einen eigenen Abzweig von der Strecke nach Travemünde kurz vor dem Bahnhof "Dänischburg". Bezüglich dieser Anschlussweiche gab es noch einen jahrelangen Schriftwechsel.

Über den Anschluss des Geländes wurde seinerzeit ein Anschlussvertrag geschlossen mit den "Allgemeinen Bedingungen" als Vertragsbestandteil. Ein Anschlussvertrag wurde dann 1929 geschlossen. Bemerkenswert an diesem Vertrag ist, dass hier von der "Uferbahn" gesprochen wird, obgleich der Anschluss der Firma an der Strecke nach Travemünde lag, die von der LBE finanziert wurde.

"Villeroy & Boch" hatte zusätzlich noch eine Feldbahnverbindung, die die Travemünder Strecke unterfuhr, von der Trave auf das Werksgelände. Vom Anleger an der Trave wurde so Sand und andere Rohstoffe auf das Werksgelände transportiert. Auf einem Gleisplan von 1948 ist diese Feldbahn noch eingezeichnet. Wann sie abgebaut wurde, konnte ich nicht erfahren.

Der Gleisanschluss ist genauso, wie die Firma "V&B" verschwunden, der Bahnhof "Dänischburg" ist verkauft und neuer Nutzung zugeführt. Ein neuer Haltepunkt für IKEA ist inzwischen eingerichtet und in Betrieb genommen.

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