His Glanzzeit Bild 08Brief des Lübecker Bürgermeisters zur Verreichlichung der LBE

Erstellt am Mittwoch, 11. Mai 2011
geschrieben Klaus Hopf

Die "Verreichlichung" der LBE war seit dem Besuch von Dorpmüller im Frühjahr 1937 in Lübeck eine abgekartete Sache, die aber nach allen bekannten Dokumenten weder vom Vorstand der LBE ernst genommen wurde, noch von den Lübschen Politikern erkannt wurde; letztere hatten offenbar den Schock des Verlustes der Reichsfreiheit durch das "Groß Hamburg Gesetz" von 1. April 1937 noch nicht verarbeitet und deshalb die Zeichen der Zeit bezüglich der LBE nicht erkannt. All dies, obwohl in Berlin die Vorbereitungen zur Verreichlichung unter dem Aktenzeichen "Ap49" bereits im vollen Gange waren (siehe die entsprechenden Artikel hier in der Rubrik "LBE-Dokumente"). Selbst die hiesigen Nazi-Größen - u.a. der Erste Bürgermeister Dr. Dressler, aber auch LBE-Direktor Dr. Gerteis - waren offensichtlich nicht informiert.

Als dann im November aus vermeintlich heiterem Himmel die offizielle Mitteilung aus Berlin kam, viel man deshalb in Lübeck aus "allen Wolken". Die Direktion der LBE war gelähmt und reagierte - so der Stand der Erkenntnis aus den überlieferten Dokumenten - überhaupt nicht. Der Lübsche Senat vertreten durch den Bürgermeister Dr. Böhmcker berichtete am 1. Dezember 1937 an den Oberpräsidenten der Provinz über die wirtschaftlichen Auswirkungen für Lübeck! Der Brief beweist, dass sich die damaligen Exponenten  Lübscher Politik - ohne Ausnahme Nationalsozialisten - nicht im geringsten für die LBE interessierten, und schon garnicht für ihren Erhalt einsetzen wollten; im Gegenteil, die LBE wird als "Hemmschuh" kritisiert.

Das Schreiben beinhaltet zahlreiche interessante Details zur damaligen Situation im Bereich der LBE und ihrem Umfeld, z.B. der "Vogelfluglinie"! Im übrigen ist das Schreiben aber weitestgehend eine reine Erbsenzählerei von finanziellen Nachteilen, wie vermutlich von der Provinz in Kiel angefordert.

Dennoch hat es im Rahmen der LBE-Historie eine enorme Aussagekraft in Hinblick auf die hoffnungslose politische Demontage der LBE im Jahre 1937. Deshalb haben wir dieses mit zehn Seiten recht umfangreiche Dokument, nachdem es aus aus Archiven ausgegraben wurde, aufbereitet und präsentieren es hier der interessierten LBE-Gemeinde.