His Glanzzeit Bild 08Das Möllner Zugunglück im September 1918

Erstellt am Montag, 27. Dezember 2010
Geschrieben von Birger Kaiser

Am 02.September 1918 ereignete sich in Mölln ein schweres Zugunglück. Wenig ist bisher darüber berichtet und geschrieben worden. Hier nun ein wenig Licht im Dunkeln.

Zugunglueck III klein  Zugunglueck II klein 


Es ist der 02.September 1918. Aus Richtung Büchen fährt ein mit Laubheu gefüllter Güterzug der Lübeck-Büchener-Eisenbahn (LBE) in den Bahnhof Mölln ein. Kurz darauf ertönt ein lauter Knall. Der Güterzug und eine Lok der Königlich Preußischen Eisenbahn Verwaltung (KPEV) waren frontal zusammengestossen. Die Lauenburgische Zeitung berichtet darüber:

"Mölln, 2.Sept. Heute Vormittag 10:50 Uhr ereignete sich auf dem hiesigen Rangierbahnhof der Lübeck-Büchener-Eisenbahn ein schweres Unglück. Der aus Richtung Büchen kommende Güterzug, zirka 118 Achsen, stieß mit eine auf demselben Gleise stehenden Maschine der Kleinbahn Hollenbek zusammen. Durch den Aufprall wurde die schwere Güterzug-Lokomotive und 7 Wagen des Güterzuges aus dem Geleis geworfen und teilweise völlug umgestürtzt. Die folgenden 3-4 Wagen blieben infolge ihrer Schwere auf den Schienen, während die alsdann folgenden 4 Wagen wieder aus dem Gleise sprangen und umstürzten. Ein Wagen wurde leiterartig auf den benachbarten hinaufgeschoben. Die Wagen wurden zersplittert und teilweise zertrümmert. Die Kleinbahnlokomotive ist ebenfalls umgeworfen und setzte einen der Wagen des Güterzuges in Brand. Das Feuer teilte sich bei dem herrschenden Winde auch den anderen Wagen mit. 7 davon sind völlig ausgebrannt. Die Möllner Feuerwehr leitete im Verein mit dem Kommando der hiesigen Unteroffiziers-Vorschule die Löscharbeiten. Der Brand ist zurzeit noch nicht gelöscht. Zwei Personen des Fahrpersonals erlitten Verletzungen, darunter ein Heizer einen Beinbruch. Der Packmeister des Güterzuges konnte sich noch im letzten Augenblick durch einen Sprung aus dem Fenster retten. Der entstandene Materialschaden ist sehr erheblich. Die zerstörten Wagen enthielten größtenteils Laubheu. Der Durchgangsverkehr ist auf der eingleisigen Strecke bis auf weiteres gesperrt. Der 11:50 Uhr aus Büchen fällige Personenzug wurde nach Büchen zurückgeleitet. Im übrigen wird der Verkehr durch Umsteigen bewerkstelligt. Die Schuldfrage von dem Unglück bedarf noch behördlicher Feststellung. Seit 1852 ist ein derartiges Unglück noch nicht vorgekommen."

Zugunglueck klein

Wie es zu dem Zugunglück kommen konnte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Die auf den Bildern zu sehende Güterzuglok stammt aus der Baureihe G6 der LBE. Interessant ist auch der eingesetzte Gerätewagen 5505 und die Tenderlok (spätere 89) der LBE. Auf den Fotorückseiten der Bilder aus dem Stadtarchiv waren noch folgende Bemerkungen aufgeschrieben: "Zugunglück Mölln/1. Weltkrieg/Lokführer Christian Asbahr/Heizer Sommer/Güterzug gegen Rangierlok". Die Lauenburgische Zeitung schrieb, dass so ein derartiges Unglück seit 1852 noch nicht vorgekommen sei. Es ist bis heute das einzige Zugunglück in Mölln.

[Quelle: Museum für Stadtgeschichte, Mölln]